Wir, die Pfadigruppe der XIII. Kolonne, wanderten zum Lagerplatz des Sommerlagers an. Nachdem wir ein ganzes Semester lang „Orientierung“ als Ausbildungsschwerpunkt hatten, sollten ja theoretisch alle imstande sein, mit der Karte vorrauszugehen. Dieser Haik war die perfekte Gelegenheit dies in der Praxis zu testen. Die Karte wurde also von den Pfadis geführt und wechselte nach einer gewissen Zeit den Besitzer.
Am Sonntag trafen wir uns in aller Herrgottsfrüh am Westbahnhof. Für mich fühlte es sich, zumindest beim Aufstehen, wie tiefste Nacht an, obwohl der Treffpunkt um 7:15 Uhr ausgemacht war. Wir fuhren mit dem Zug quer durch die Republik, teilten das Material auf und stiegen schlussendlich im schönen Salzkammergut aus. Von dort ging es mit der Fähre über den Hallstädter See nach Hallstadt. Das Touristenstädtchen wurde mit vollbeladenen Rucksäcken und schnellem Schritt Richtung Seilbahn durchquert. Oben ausgestiegen genossen wir das Panorama und stiegen auf eine Aussichtsplattform empor. Am äußersten Ende fiel einem unserer Pfadis seine Kopfbedeckung runter. Und vielleicht liegt diese noch immer in den ewigen Weiten von Hallstadt…
Nach einer Pause und einer ordentlichen Stärkung ging dann die richtige Wanderung los! Es begann mit einem sehr steilen Anstieg, der nicht und nicht enden wollte. Selbst die Gruppenführung gestand ein, sich ein bisschen verschätzt zu haben. Wie dem auch sei, wir bissen uns tapfer durch und fanden nach einem stundenlangen Marsch eine Alm, wo es eine Quelle und genug Platz zum Nächtigen gab. Der anstrengendste Tag ging somit zu Ende.
Am nächsten Morgen wurden wir vom Regen geweckt. Da wir unter freiem Himmel schliefen dauerte das Aufwachen und Zusammenpacken dementsprechend kurz. In Regenmäntel eingehüllt frühstückten wir unter dem Vordach der Almhütte und warteten den Regen ab. Trotzdem entschlossen wir uns dann, wenn der Regen nicht aufhören will, einfach los zu marschieren.
Kurz nach Mittag kamen wir dann in einem Ort namens Gosau an. Dort gabelten wir zwei Pfadis auf, die den Zug am ersten Tag verpasst hatten. Nach dem wohlverdienten Mittagessen fuhren wir mit einem Bus zu einem Freibad und ruhten uns einen Nachmittag lang aus. Schlafen konnten wir in einem Park neben dem Schwimmbad. Unter freiem Himmel versteht sich. Beim Kochen verbrannte sich ein Pfadi aber so stark, dass wir überlegten ins Krankenhaus zu fahren. Wir entschieden uns dagegen und er hielt den Schmerzen stand.
Am heißesten Tag des Haiks ließ sich die Gruppenführung etwas Tolles einfallen. Wir besuchten die Eisrießenwelt! Das ist eine Höhle, in der es selbst im Sommer um die 0°C hat und man meterhohe Eisgletscher bestaunen kann. Nach diesem Erlebnis gingen wir am späten Nachmittag Richtung Lagerplatz weiter. Wir gingen und gingen und fanden keinen Schlafplatz. Der Bauer sagte, auf der Weide dürfen wir nicht schlafen und wir fanden sonst keinen geeigneten Ort. Nach verzweifeltem weiterwandern kam die Rettung: Wir kamen zum sogenannten „Samenhof“ und fragten ihn ob er etwas in der Nähe kenne. Daraufhin bot er uns seine Garage als Schlafplatz an. In der Nacht schüttete es, aber wir blieben trocken.
Am nächsten Tag bedankten wir uns für die nette Gastfreundschaft und zogen weiter. Nach unserem letzten Haik-Frühstück machten wir uns bereit für die finale Etappe. Jetzt war es ja nicht mehr weit! Wir wanderten die letzten Kilometer und kamen erschöpft am Lagerplatz an. Der Aufbau konnte beginnen!
Laurin Schuen, Kolonne XIII
P.S.: Den freundlichen Leuten vom „Samenhof“ schenkten wir zu Lagerende ein gewidmetes XIIIer-Halstuch!